Ein FAZ-Besuch der besonderen Art

Trotz oder gerade wegen des rasanten Medienwandels ist das Interesse, Einblick in die Arbeit großer, etablierter Zeitungsverlage zu gewinnen, enorm. Nur selten erhalten Schülerinnen und Schüler aber einen so individuellen Zugang zur Redaktion einer überregionalen Zeitung, wie ihn unsere Deutsch-Leistungskurse der MSS11 und 12 am 11.04.2024 erleben duften.

Simon Strauß, der bekannte Theaterkritiker und Schriftsteller, hatte nämlich, als er zu einem erneuten Besuch am Röka eingeladen werden sollte, angeregt, dass diesmal die Kurse zu ihm nach Frankfurt kommen. Dort organisierte er für sie ein abwechslungsreiches, anspruchsvolles Besuchsprogramm bei der FAZ. Und so startete ein ungewöhnliche Tag in den bewusst "clean" gestalteten Räumen des neuen Towers mit Blick über Frankfurt statt in den alten Unterrichtsräumen des Röka.

Am Vormittag führte Yamina Grossmann, Leiterin des Zentralen Marketings, in die Gründungsgeschichte und das Selbstverständnis der FAZ ein, wobei sie damit überraschte, dass es der Zeitung, getragen von einer Stiftung, seit jeher nicht primär um Gewinnmaximierung, sondern vor allem um die Förderung freien und selbstbestimmten Denkens gehe. Dennoch stehe auch dieser Konzern wie so viele andere vor der Herausforderung, den Wandel vom traditionellen Printmedium ins Digitale zu bewältigen. Davon ausgehend entspann sich eine wohl für beide Seiten erkenntnisreiche Diskussion darüber, wie traditionelle Medien in social media agieren sollen und ob sich dadurch ein neues, jüngeres Publikum gewinnen lässt.

Nach einem leckeren Mittagsessen konnten die Kursteilnehmer das soeben Durchdachte bei einem von Herrn Strauß spontan ermöglichten Rundgang durch die Podcast-Redaktion und Gespräche mit einzelnen Mitarbeitern vertiefen.

Der infolgedessen leider etwas verkürzte Nachmittag war dann dem Thema "Theaterkritik" gewidmet, wobei Simon Strauß am ungewöhnlichen Beispiel von Kleists "Friedrich v. Homburg" aufzeigte, wie sehr sich Inszenierungen im Laufe der Zeit geändert haben. Zentrale Aufgabe von Rezensenten sei zudem weniger die Kritik einzelner Aufführungen als vielmehr die Reflexion  grundsätzlicher Veränderungen von Gesellschaft und Kultur. In Anknüpfung an den Vormittag zeigte sich dabei, wie sehr auch in diesem Bereich social media zu neuen Formen, aber auch Einflussmöglichkeiten der Kritik auf Theater und Gesellschaft führen.

Zum Abschluss des Tages durften die Schülerinnen und Schüler sich dann selbst als Rezenseten versuchen, wobei trotz der inzwischen recht erschöpften Köpfe einige bemerkenswerte Ideen zusammengetragen wurden. Gerne hätte dieser Workshop-Teil intensiver ausfallen dürfen, doch die Zeit war begrenzt und das lässt sich bei anderer Gelegenheit sicherlich noch nachholen.
Am späten Nachmittag traten die Kurse jedenfalls müde, aber mit einem Bündel neuer Eindrücke, die fortwirken werden, den Rückweg nach Bad Kreuznach an.